Im Schatten des Kalten Krieges. Die Aktivitäten des Bundes demokratischer Frauen Österreichs
Veronika Helfert
1946 wurde der Bund demokratischer Frauen Österreichs (BDFÖ) gegründet – als überparteiliche Frauenorganisation, die aber bis in die 1970er Jahre hinein überwiegend kommunistische Frauenpolitik machte. Unter den Gründerinnen waren Kommunistinnen wie Anna Grün oder Grete Schütte-Lihotzky, aber auch Künstlerinnen und andere Intellektuelle wie die Wiener Burgschauspielerin Else Wolgemuth. Einige Jahre später trat der BDFÖ auch formal der Internationalen Demokratischen Frauenföderation (IDFF; Women International Democratic Federation, WIDF) bei.
Im vorgeschlagenen Beitrag untersuche ich die Aktivitäten des BDFÖs auf nationaler wie lokaler Ebene und beschäftige mich mit der Frage des Radikal-Seins als Eigen- bzw. Fremdzuschreibung im Kontext des Kalten Krieges. Denn während sozialdemokratische und konservative Tageszeitungen wie die die Salzburger Volkszeitung und die steirische Neue Zeit in den späten 1940er und frühen 1950er Jahren davor warnten, dass der BDFÖ eine „getarnte kommunistische Organisation“ (1) sei und unwissende Frauen durch ihre Unterschriften unter Kampagnenflugblätter gar ihr „Todesurteil“ (2) zeichneten, veranstaltete er Friedensaktionen, Lebensmitteldemonstrationen oder Kampagnen für Kindergärten – Tätigkeiten, die an den Nachkriegslebensrealitäten orientiert waren.
Das Tätigkeitsfeld des BDFÖs wird hierbei sowohl im Kontext seines Naheverhältnisses zur KPÖ als auch der internationalen Vernetzungen im Rahmen des IDFFs untersucht – ein Spannungsverhältnis, das besonders durch die Veränderungen im Zusammenhang mit der sogenannten Zweiten Frauenbewegung seit den 1970er Jahren offenbar wird. Hat sich Radikalität gewandelt und wenn ja, wie? Eine Analyse dieser Frauenorganisation von den späten 1940er bis in die 1980er Jahre befragt die Eigen- und Fremdzuschreibung der Radikalität von frauenbewegten Aktivistinnen im kommunistischen Umfeld und beleuchtet einen bis dato in der österreichischen Zeitgeschichte weniger präsenten Schauplatz des Kalten Krieges. Das Quellenmaterial, auf das der vorgeschlagene Vortrag beruht, reicht von gedruckten Quellen über Archivalien bis hin zu Interviews mit Aktivistinnen.
1 Neue Zeit. Organ der Sozialistischen Partei Steiermarks, 6. Juni 1948, 1.
2 Salzburger Volkszeitung, 27./28. November 1948, 7.
MMag.a Dr.in Veronika Helfert promovierte 2018 an der Universität Wien mit einer Dissertation mit dem Titel „Frauen, Wacht auf!“ Eine Frauen- und Geschlechtergeschichte von Revolution und Rätebewegung in Österreich, 1916/17–1924, erschienen 2021 im Rahmen der L’Homme-Schriften. Seit Februar 2020 forscht sie im Rahmen des Projekts ZARAH: Women’s labour activism in Eastern Europe and transnationally, from the age of empires to the late 20th century (EU FP7–ERC Advanced Grant) an der Central European University PU Wien (https://zarah-ceu.org/). Neben Forschungs- und Lehrtätigkeiten an der Universität Wien als Universitätsassistentin (prae doc; 2012–2016) und Projetmitarbeiterin zur Verwaltungsgeschichte (2018–2019), war sie von 2017 bis 2019 Mitkuratorin der Ausstellung „Sie meinen es politisch“. 100 Jahre Frauenwahlrecht in Österreich im Volkskundemuseum Wien bzw. Frauenmuseum Hittisau (frauenwahlrecht.at).